Veränderung

von Sebastian Delius

14. APRIL 2020

 
 

Heute sind es genau 4 Wochen.
4 Wochen Unsicherheit.
4 Wochen Angst.
4 Wochen Einsamkeit.
4 Wochen Corona.

In diesen vier Wochen ist wirklich viel passiert. Nicht bei mir und ich denke auch mal nicht bei euch im Einzelnen.
Was ich aber beobachten konnte, waren die Auswirkungen auf das Kollektiv.

Ich musste mit ansehen, wie ein paar Wenige das Meiste nahmen, um für sich selbst die größte Sicherheit der Versorgung klarzustellen.
Ich musste mit ansehen, wie Menschen sich übereinander erhoben und urteilen.
Ich musste mit ansehen, wie fremdes Wissen als eigenes Wissen verkauft wird und bis aufs letzte verteidigt wird, wagt man es dieses Pseudowissen in Frage zu stellen.
Ich musste mit ansehen wie versucht wird, aus Notsituationen Kapital zu schlagen.
Ich musste mit ansehen, wie Existenzen zerschlagen werden und Menschen nun am Rande ihrer Kräfte stehen und gezwungen sind, sich Hilfe von Banken zu holen, um weiter leben zu können, sich aber keiner Gedanken dazu macht, woher all das Geld kommen soll.
Ich musste mit ansehen, wie Ängste und Unsicherheiten immer größer werden.
Ich musste mit ansehen, dass Menschen vereinsamen.

Ich musste mir ansehen... Hmmm warte mal... Das sind doch alles Dinge, die habe ich auch vor der Corona Zeit erlebt und verabscheut.
Kann es also sein, dass wir gerade unsere eigene Ernte einfahren?
Kann es sein, dass uns diese Zeit auf eine ganz besondere Art und Weise den Spiegel zur Reflektion der Gesellschaft vorhält?

Wenn das wahr ist, befinden wir uns gerade in einer Zeit, in der wir uns entscheiden können.
Wir können uns entscheiden, den Weg zu gehen den wir kennen.
Den Weg, wo Werte wie Geld, Egoismus, Erfolg und Ansehen höher gehandelt werden als Tugenden wie Nächstenliebe, Empathie und Barmherzigkeit.

Wir können uns entscheiden, ob wir unser Leben fremdbestimmt und ferngesteuert erleben und ob wir vorgekaute Meinungen und Ansichten aus den Medien übernehmen wollen, oder ob wir durch eigens erarbeitetes Wissen einen wahren Beitrag zur Gesellschaft leisten können.

 
 

Wir können uns entscheiden, aktiv anstatt passiv zu leben.
Wir können uns entscheiden, ob wir in einer immer kälter werdenden Welt leben möchten, in der wir gezwungen sind Babys in Kinderkrippen unterzubringen, oder unsere Eltern in Pflegeheime zu verfrachten, um weiterhin produktiv sein zu können.
Wir können uns entscheiden, ob wir in einer Welt leben wollen, in der wenige das Meiste haben, oder ob wir zur wahren Währung der Liebe wechseln möchten.
Wir können uns entscheiden, ob wir Anstrengungen und Entbehrungen in Kauf nehmen möchten, um ein neues Bewusstsein zu erlangen.
Wir können uns entscheiden !

Jede Veränderung geht mit Druck einher. Reicht also die Spiegelung aus, uns aufzuzeigen, dass wir auf den zwischenmenschlichen Abgrund zusteuern? Reicht der Druck aus, um uns aufzuzeigen, dass wir so nicht weitermachen können? Reicht der Druck aus, uns aufzuzeigen, was unsere wahren Werte sein sollten?
Reicht der Leidensdruck und die Spiegelung aus, uns endlich wieder auf unsere Menschlichkeit und Spiritualität zu besinnen?

Vielleicht werden wir irgendwann einmal sagen, wir sind dabei gewesen. Dabei gewesen in dieser Zeit, wo Altes auf einem mal keine Rolle mehr spielte und neue Werte in die Menschen flossen. Wo der Mut für Veränderung groß und stark war. Wo das Licht, trotz der Dunkelheit am hellsten schien.

Es wird an uns liegen, ob wir aus dieser Zeit eine Lehre gewinnen werden. Und es wird an uns liegen, wie diese Lehre aussieht.

In Liebe euer Sebastian.